Nicht zuletzt die verheerenden Hochwasserkatastrophen vom Juli 2021 im Westen Deutschlands haben vor Augen geführt, dass Starkregen und die draus resultierenden Hochwasser eine große Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Dabei handelt es sich bei solchen Ereignissen meist um eine Kombination aus Wetterzufällen und den veränderten Bedingungen durch den Klimawandel. Doch Daten zeigen, dass die Niederschlagextreme in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Den möglichen Folgen durch Starkregenereignisse muss der Kreis Recklinghausen durch einen ausreichenden Hochwasserschutz Rechnung tragen. 

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Darum geht's

Gut zu wissen

Wie hängen Hochwasser und Klimawandel zusammen?

  • klimawandelbedingt erhöht sich die Temperatur in der Atmosphäre, wodurch die Luft mehr Wasser aufnehmen kann
  • regnet das Wasser dann ab, ist der Regen häufig sehr viel stärker, da die Wassermassen größer sind (=Starkregen)
  • bei gleichzeitiger Austrocknung des Bodens durch Hitze kann der Boden bei Starkregen nicht die gesamte Niederschlagsmenge aufnehmen, sodass es kurzfristig zu Hochwasser kommen kann
  • durch die saisonale Verschiebung der Niederschläge wird mit mehr Niederschlag im Winter gerechnet, ein Auftreten von Hochwasser im Winter wird damit wahrscheinlicher

Gefahren- und Risikogebiete

Besondere Hochwassergefahr an der Lippe und ihren Zuflüssen

Infolge von Starkregen kann es dazu kommen, dass auch im Kreis Recklinghausen lokale Überflutungen auftreten. Dies geschieht insbesondere dann, wenn die Kanalisation und natürliche Fließgewässer die Niederschlagsmenge nicht mehr aufnehmen können und sich das Wasser aufgrund des Gefälles an tiefergelegenen Punkten sammelt.

Zwar sind Starkregenereignisse und die damit zusammenhängenden großflächigen Überflutungen bisher im Kreisgebiet Recklinghausen (mit Ausnahme von kleineren lokalen Ereignissen) noch nicht aufgetreten. Wie die Ereignisse in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kreis Recklinghausen (z.B. Dortmund 2008, Münster 2014, Kreis Wesel 2016) in den letzten Jahren aber zeigen, kann dieser Fall auch jederzeit unser Kreisgebiet treffen.

Anhand von Simulationen lassen sich potenzielle Gefahren- und Risikobereiche (ausgelöst durch Sturzfluten und Flusshochwasser) innerhalb der Kreisgrenzen ermitteln und in Karten darstellen. Dabei werden folgende drei Szenarien zugrunde gelegt, die Teil der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie der EU sind:

  • HQhäufig: Hochwasser mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, welches im statistischen Mittel einmal in 10 Jahren (HQ10) oder einmal in 20 Jahren (HQ20) auftritt.
  • HQ100: Hochwasser mit einer mittleren Wahrscheinlichkeit, welches im statistischen Mittel alle 100 Jahre einmal auftritt. Die Abflüsse und die Überflutungsflächen sind i.d.R. größer als für ein HQhäufig
  • HQextrem: Hochwasser mit niedriger Wahrscheinlichkeit, welches sehr selten auftritt. Dieses Szenario ist dasjenige mit den größten Abflüssen und den potenziell größten Überflutungsflächen

Anhand der Überschwemmungsgrenzen lässt sich erkennen, dass alle kreisgehörigen Kommunen - mit Ausnahme von Oer-Erkenschwick - Hochwassergefahrenausgesetzt sind. Insbesondere im Bereich der Lippe und ihrer Zuflüsse - u.a. Stever, Wienbach, Hammbach, Sickingmühlenbach, Halterner Mühlenbach und Dattelner Mühlenbach - sind Hochwasser wahrscheinlich. Davon betroffen sind vor allem einzelne Ortsteile und Bauernschaften in Dorsten, Marl, Haltern am See und Datteln.

Die Ermittlung räumlicher Schwerpunkte im Kreis Recklinghausen im Falle von Sturzfluten, Rück- oder Kanalüberstau kann auf kommunaler Ebene durch die Erstellung von Starkregenkarten ermittelt werden. Im Kreis Recklinghausen haben die Städte Recklinghausen und Haltern am See solche Gefahrenkarten erstellen lassen.

Karte Hochwasserwahrscheinlichkeit im Kreis Recklinghausen

Legende

alle 10-20 Jahre (HQhäufig)
alle 100 Jahre (HQ100)
alle 500-1.000 Jahre (HQextrem)
Projekt Hochwasserschutz

Hochwasser-Informationssystem

Wie hoch sind aktuell die Pegelstände an Emscher und Lippe?

Das HOWIS-Portal von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) gibt Informationen zur meteorologischen und hydrologischen Situation an Emscher und Lippe. So werden u.a. aktuelle Daten zu den Pegelständen mehrerer Messstationen bereitgestellt. Ergänzt wird das Angebot durch einen täglichen Lagebericht zur aktuellen Hochwassersituation und zur prognostizierten Entwicklung der folgenden zwei Tage.

Zum Hochwasser-Informationssystem

Handlungsansätze + Maßnahmen

Wie der Hochwasserschutz mit Klimafolgen umgehen kann

Auswahl von möglichen Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung im Bereich des Hochwasserschutzes:

  • Entsiegelung zur Schaffung von Versickerungsflächen
  • Ausweisung von Retentionsräumen
  • Freihalten von Überschwemmungsbereichen von Bebauung
  • Renaturierung von Gewässern
  • Erstellung von Hochwassergefahrenkarten mit separat ausgewiesenen Gebieten für Starkregengefahren
  • Rückhalt und Nutzung von Niederschlagswasser
  • integrierte Entwässerungsplanung in der Stadtentwicklung

Weitere Informationen

Datenquellen