Damals Musterobstgarten, heute Modellbetrieb für Nachhaltigkeit: Der Kreislehrgarten in Datteln-Horneburg ist seit 100 Jahren ein Ort des Lernens und Lehrens. Heute wahrt und fördert der Kreislehrgarten biologische Vielfalt im Kreis Recklinghausen, testet Pflanzen auf ihre Zukunftstauglichkeit im Klimawandel, vermittelt angehenden Fachkräften wertvolles Fachwissen und ermöglicht benachteiligten Jugendlichen gesellschaftliche Teilhabe. Damit ist der Kreislehrgarten integraler Bestandteil des nachhaltigen Kreises Recklinghausen.

Der Kreislehrgarten ist seit 1925 ein Ort für Bildung und Wissenstransfer

Biodiversität

Vielfalt und Umweltschutz im Kreislehrgarten

Im Kreislehrgarten werden mehrere tausend Sorten Saatgut, Stauden und ein- oder mehrjährige Pflanzen kultiviert, erhalten und auf ihre Zukunftstauglichkeit unter Bedingungen des Klimawandels getestet. Klimaresiliente Bäume für jede kreisangehörige Stadt und den Kreis Recklinghausen bilden seit Frühjahr 2024 die „Zukunftsallee“, ein Sinnbild für interkommunale Zusammenarbeit beim Klimaschutz und der Bewältigung von Klimafolgen im Kreis. Die Neupflanzung von Bäumen, die CO2 binden, zur Artenvielfalt beitragen und Sauerstoff produzieren, gehört zu den zentralen Maßnahmen des Vestischen Klimapakts und des Integrierten Klimaschutzkonzepts.

Pestizide kommen im Kreislehrgarten – wie auf allen vom Kreis Recklinghausen gepflegten Liegenschaften – grundsätzlich nicht zum Einsatz. Stattdessen werden alternative Methoden zur Schädlingsbekämpfung und Pflanzenpflege genutzt, um die Umwelt zu schonen und gesunde Böden zu erhalten. Die gezielte Bepflanzung mit Stauden und Einjährigen leistet zudem einen Beitrag zum Erhalt der Bienenpopulation.

Umweltbildung

Lernen und Lehren im Kreislehrgarten

Der Kreislehrgarten ist ein Ort der Wissensvermittlung. Die hier angewandten Prinzipien des ökologischen Wirtschaftens und der ressourcenschonenden Landwirtschaft, z.B. durch Lagerung und Wiederverwertung von Materialien, werden Jahr für Jahr an zahlreiche Auszubildende vermittelt. Aber auch für Betriebe, kreisangehörige Kommunen und Privatpersonen hat der Kreislehrgarten eine Vorbildfunktion. Durch eine Sensorik im Kreislehrgarten werden außerdem klimarelevante Daten gemessen und aufgenommen. Energetisch ist der Kreislehrgarten ebenfalls vorbildlich: Seit 2012 ist der Betrieb autark und produziert über eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe eigenen Strom und Wärme. Mit diesem grünen Strom werden akkubetriebene E-Werkzeuge im Kreislehrgarten betrieben, die statt Verbrenner-Geräten eingesetzt werden. Auch für die Bewässerung setzt der Kreis Recklinghausen auf die Schonung natürlicher Ressourcen: Die zu kultivierenden Pflanzen werden mit Regenwasser gegossen, das sich in Zisternen des Kreislehrgartens sammelt.

Seit 2021 werden im Apothekergarten des Kreislehrgartens der Anbau und die Wirkungsweise natürlicher Heilpflanzen erlebbar gemacht. Zwischen Lavendel, Minze und Oleander wird das Bewusstsein für Gesundheit und Ernährung nachhaltig gestärkt.

Ausbildung

Nachwuchssicherung und Teilhabe

Jedes Jahr bildet der Kreis Recklinghausen bis zu 17 angehende Fachkräfte im Garten- und Landschaftsbau im Kreislehrgarten aus. Damit trägt der Kreislehrgarten zur Nachwuchssicherung bei und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, einen sinnhaften, erfüllenden Beruf mit Zukunft zu erlernen. Als Mitglied des Netzwerks „Weg und Raum“ betreibt der Kreis Recklinghausen seit 2019 eine Kooperation zur Ausbildung in überbetrieblichen Einrichtungen unter Förderung des Jobcenters Kreis Recklinghausen. Zu den Projekten dieser Kooperation gehören die Realisierung des Emscherlands sowie dessen Pflege bis zur IGA 2027.

Darüber hinaus ermöglicht der Kreis Recklinghausen jungen Menschen, die lange Zeit arbeitslos waren oder keinen Schulabschluss haben, den Einstieg ins Berufsleben und einen leichten Zugang über Praktika. Damit leistet der Kreislehrgarten einen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe – und fördert auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit.

Events, Workshops und Feste

Veranstaltungen im Kreislehrgarten

Im Jubiläumsjahr 2025 lockt der Kreislehrgarten mit zahlreichen Veranstaltungen, Workshops und Festen an diesen besonderen Ort. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Kreislehrgartens macht der Kreis Recklinghausen Nachhaltigkeit erlebbar und vermittelt sein umfangreiches Wissen über umweltgerechten Pflanzenanbau und ressourcenschonendes Wirtschaften. Das Jahresprogramm „100 Jahre Kreislehrgarten“ finden Sie in Kürze hier. Hier die erste Veranstaltung!

Ein Garten mit Geschichte

Vom Mustergarten zum Ausbildungsbetrieb

Bereits 1907 wurde der Vorläufer des heutigen Kreislehrgartens als Musterobstgarten am Schloss Horneburg angelegt. Nur 14 Jahre später erwarb der Kreis Recklinghausen das Schloss mit der 1895 gegründeten Landwirtschaftsschule, dem 1907 angelegten Musterobstgarten und allen seither hinzugekommenen Obstgärten. Ab 1924 wurden die ersten Gewächshäuser und Nebengebäude errichtet - die Geburtsstunde des Kreislehrgartens, wie wir ihn heute kennen.

Die Vermittlung von Wissen zu gesunder Ernährung und heimischem Gartenbau war seit jeher Ziel des Kreislehrgartens: So wurden der Bevölkerung bereits in den 1920er-Jahren kostenlos Stauden und Setzlinge für den Eigenanbau von Obst und Gemüse zur Verfügung gestellt. Seither bedeutete der ehemalige Schlossgarten für viele Menschen Daseinsvorsorge – besonders in Krisen- und Kriegszeiten. Auch heute liegen gesunde Ernährung und die nachhaltige Versorgung mit Obst und Gemüse aus regionalem Anbau nach wie vor im Fokus der Bevölkerung.