Mit dem Vestischen Klimapakt (VKP) und dem Integrierten Klimaschutzkonzept (IKSK) hat der Kreis Recklinghausen wichtige Stellschrauben geschaffen, um seine Kommunen, alle Bürgerinnen und Bürger und die hiesige Wirtschaft beim aktiven Klimaschutz zu unterstützen. So liefert der Kreis Orientierung, setzt Handlungsanreize und übernimmt nicht zuletzt selbst eine Vorbildfunktion.

Vestischer Klimapakt

Zehn Maßnahmenpakete für ein besseres Klima

Am 23. September 2019 hat der Kreistag den „Vestischen Klimapakt“ beschlossen. Zu den wesentlichen Punkten gehört die Erarbeitung eines umfassenden Integrierten Klimaschutzkonzepts. Um die Ausgangslage richtig bewerten zu können, wurde zunächst eine Treibhausgasbilanz der vergangenen Jahre erstellt. Sie liefert belastbare Daten für die Region. Mit dem Pakt ist die Verpflichtung verbunden, alle Vorlagen der Verwaltung bezüglich geplanter Maßnahmen (Bau, Verkehr etc.) auf ihre Klimarelevanz hin zu überprüfen. Im Fokus stehen Maßnahmen im Einflussbereich des Kreises von Energieversorgung bis Mobilität. Der Klimapakt sieht zudem eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots und eine Stärkung des Radverkehrs vor. Seit April 2020 verfügt der Kreis über einen eigenen Klimaschutzmanager.

Klimaschutz muss groß gedacht werden, aber erst viele Maßnahmen im Kleinen führen zum Ziel. Veränderungen der Infrastruktur, des Städtebaus und der Industrie gehören ebenso dazu wie die Senkung der Treibhausgas-Emissionen oder die Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Entwicklung eines solchen umfassenden Klimaschutzkonzeptes ist künftig die Aufgabe des Klimaschutzmanagements. Es widmet sich auch der Weiterentwicklung der bereits beschlossenen Maßnahmen.

„Betriebswirtschaft vor Klima“ gilt nicht mehr automatisch. Der Schutz des Klimas wird als gewichtiges Kriterium in alle Verwaltungsentscheidungen integriert. Deshalb gehen jedem Beschluss fortan folgende Fragen voraus: Ist die Vorlage mit dem Schutz des Klimas vereinbar? Wie wirkt sie sich auf das Klima aus? Welche Alternativen gibt es?

Damit mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, stärkt der Kreis Recklinghausen den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). 500.000 Euro stehen jährlich für die testweise Ausweitung des ÖPNV-Angebots zur Verfügung. Geplant ist unter anderem eine schnellere Fahrttaktung des bestehenden ÖPNV-Netzes und die Einführung von Metrobussen, die die Stadtzentren miteinander verbinden. Zudem bezuschusst der Kreis Tickets für Auszubildende mit 100.000 Euro jährlich.

Um den Radverkehr der Region zu stärken, will der Kreis das Radverkehrsnetz ausbauen – vor allem entlang seiner Kreisstraßen. Die eigene Mitarbeiterschaft unterstützt der Kreis sogar finanziell bei der Anschaffung eines Rades. Eine neu eingerichtete Stelle beschäftigt sich künftig außerdem mit Fahrrad-Garagen an Berufskollegs, dem Pendeln per Zweirad zwischen Dienststellen und dem Einwerben von Fördermitteln.

Begrünte Dächer, Standorte für E-Ladesäulen und Solar-Anlagen – so will der Kreis seine 150 Gebäude fit für den Klimaschutz machen und für laufende Gebäudeprojekte sowie eigene Liegenschaften klimawirksame Maßnahmen erarbeiten. Auch Ressourceneffizienz zählt dazu: Durch Sanierungen sollen Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch bei eigenen Gebäuden gesenkt werden.

Sie binden CO2, tragen zur Artenvielfalt bei und produzieren Sauerstoff: Der Kreis Recklinghausen – alleenreichster Kreis in ganz NRW – weiß um die Schlüsselrolle von Bäumen für den Klimaschutz. Deshalb baut er seine Alleen mit klimaresilienten und möglichst heimischen Großbäumen weiter aus, schenkt jedem Neugeborenen einen Baum und erwirbt neue Grundstücke, um weitere Alleen anzulegen.

Wer Fahrten vermeidet, von Zuhause aus arbeitet und am Arbeitsplatz weniger druckt, der trägt zum Klimaschutz bei. Der Kreis Recklinghausen will das unterstützen und Arbeitsbedingungen entsprechend anpassen. Geplant sind unter anderem flexible Arbeitszeiten bei extremer Hitze, ein Firmenticket für den ÖPNV, digitale Behördengänge und Informationsbereitstellung sowie der Einkauf ressourcenschonenden Büromaterials.

Damit bereits die Jüngsten fit in Sachen Klima- und Naturschutz gemacht werden, unterstützt der Kreis Recklinghausen die Errichtung eines Regionalzentrums für außerschulische Umweltbildung mit jährlich 15.000 Euro. Als Lern- und Erlebnisort soll er die Themen Umwelt und Klimaschutz kind- und praxisgerecht vermitteln. Für die Berufskollegs im Kreisgebiet gibt es Sensoren zur Messung von Umweltdaten, für die besten Anwendungsentwicklungen können sie Prämien gewinnen.

Der Vestische Klimapakt will zeigen, dass Investitionen in den Klimaschutz gut mit betriebswirtschaftlichen Überlegungen vereinbar sind. Um Unternehmen in Sachen Klimaschutz unter die Arme zu greifen, vermittelt der Kreis deshalb Fachberatungen zur Minderung des Ressourcenverbrauchs und zur Emissionssenkung. Außerdem fördert der Kreis Netzwerke innovativer Firmen wie „Ökoprofit“ und „GreentecRuhr“.

Um alle Maßnahmen im Kreis Recklinghausen zu koordinieren, baut der Kreis das Team „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ auf. Es kümmert sich künftig um ein Monitoring der umweltrelevanten Daten, stimmt sich mit regionalen Akteuren ab und behält die gesteckten Ziele im Auge. Klimaschutz funktioniert jedoch nicht ohne die Beteiligung der Gesellschaft. Deshalb bindet der Kreis Recklinghausen seine Bürgerinnen und Bürger mit ein – zum Beispiel auf der jährlich stattfindenden Vestischen Klimakonferenz.

Was bereits passiert ist

Schnell ins Handeln kommen

Um die Maßnahmen von der Theorie in die Praxis zu bringen, ist viel Vorarbeit nötig: Machbarkeitsstudien müssen erstellt, Datengrundlagen zusammengetragen und Kosten ermittelt werden. Die ersten Steine hat das Klimaschutzmanagement des Kreises bereits ins Rollen gebracht: Schon jetzt ist jeder Vorlagenvordruck um einen Klimacheck ergänzt, die S-Bahn 25 fährt testweise im 15- statt im 30-Minuten-Takt, mehr als 100 Azubi-Tickets wurden vom Kreis bezuschusst und Gebäudesanierungsmaßnahmen haben begonnen.

Im September 2021 wurde das Integrierte Klimaschutzkonzept als ein zentraler Punkt des Vestischen Klimapaktes erfolgreich fertig gestellt. Festgelegt sind darin sechs Handlungsfelder mit insgesamt 44 Maßnahmen. Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen, die die Kreisverwaltung selbst umsetzen kann – so sollen zum Beispiel kreisinterne Prozesse angepasst werden und zukünftig den Klimaschutz stärker berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung sind darüber hinaus die Netzwerkarbeit und das Klimaschutz-Controlling. In diesem Jahr geht es an die Umsetzung des Konzepts.

Klimaschutz konkret

Handlungsfelder

Im Handlungsfeld A – Beratung, Bildung & Kommunikation liegt das Hauptaugenmerk auf der Unterstützung der Bürger*innen, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Betriebe des Kreisgebiets, der notwenigen Öffentlichkeitsarbeit für Aktivitäten des Klimaschutzes sowie der dazugehörigen Netzwerkarbeit des Kreises, besonders mit den kreisangehörigen Kommunen. Die Maßnahmen stellen somit die Grundlage für einen breit aufgestellten Prozess der Klimaschutzarbeit im Kreis dar.

Das Handlungsfeld B – Kreisverwaltung & -liegenschaften fasst die Maßnahmen zusammen, die in der Kreisverwaltung selbst bzw. in und an den Kreisliegenschaften umgesetzt werden können und so im direkten Einflussbereich des Kreises liegen. Neben der Etablierung des Klimaschutzmanagements wird hier besonders auf die Einsparung von Energie, die Nutzung von Erneuerbaren Energien, Sanierungsvorhaben und die Kreisverwaltung als attraktiver Arbeitgeber eingegangen.

Handlungsfeld C – Verkehr & Mobilität wirft einen Blick auf Maßnahmen die der Minderung verkehrlich verursachter THG-Emissionen dienen. Schwerpunkthemen sind dabei Radverkehr, ÖPNV und Elektromobilität, die jeweils so ausgebaut und verbessert werden sollen, dass das Mobilitätsverhalten im Kreisgebiet sich zukünftig deutlich nachhaltiger und umweltfreundlicher präsentiert.

Durch das Handlungsfeld D – Energie & Ressourcennutzung werden die Maßnahmen abgebildet, die sich mit der kreisweiten Nutzung von Erneuerbaren Energien (z. B. in private Haushalte und durch Bürgerenergieanlagen), der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und der Nutzung von Fördermitteln durch die kreisangehörigen Kommunen befassen.

Das Handlungsfeld E – Ökologie & Nachhaltigkeit setzt sich mit der Sicherung und Steigerung der ökologischen Vielfalt, einer fairen, nachhaltigen und klimafreundlichen Entwicklung sowie der Thematik Klimafolgenanpassung auseinander. Ziel ist es in möglichst vielen Bereichen des Kreisgebiets entsprechende Verbesserungen der natürlichen Gegebenheiten herbeizuführen und diese langfristig zu sichern.

Im Handlungsfeld F – Wirtschaft sind die Maßnahmen zusammengefasst, die sich direkt mit dem Wirtschaftsstandort Kreis Recklinghausen auseinandersetzen. Dabei soll dieser gestärkt und für eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft optimal aufgestellt werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Unterstützung der Unternehmen und Betriebe im Kreisgebiet durch den Kreis Recklinghausen. Austauschmöglichkeiten und Projektangebote sollen dabei zu einer hohen Eigenmotivation führen die eigenen Klimaschutzbemühungen zu verstärken und sich als Unternehmen oder Betrieb zukunftsorientiert zu präsentieren.

Was noch kommt

Das Ziel: Klimaneutralität bis 2045

Klimaschutz ist ein Prozess, der sich laufend an neuen Zielen ausrichten muss. Das derzeit bekannteste Ziel im Klimaschutz lautet: Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein. Um das zu erreichen, arbeitet auch der Kreis Recklinghausen daran, sich hinsichtlich seiner eigenen Liegenschaften klimaneutral auszurichten. So werden allein durch die Sanierung der Gebäudehülle des Kreishauses Schätzungen zufolge mehr als 300 Tonnen CO2 eingespart. Ein weiteres konkretes Beispiel ist der Neubau des Forums am Berufskolleg Kuniberg in Recklinghausen, der eine Dachbegrünung erhält. Viele vergleichbare Projekte sind in Planung.

Klimaschutz vor Ort

Gute Beispiele der Kreisverwaltung Recklinghausen

Ansprechpartner Team Klima

Torben Stasch

Koordination Klimaschutz
Kreis Recklinghausen
Tel.: 02361 53 4337

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Jutta Emming

Prozessmanagement Klima & Nachhaltigkeit
Kreis Recklinghausen
Tel.: 02361 53 6033

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